S. Cremer: "Mobilisierung von Schwermetallen in Porenwässern von belasteten Böden und Deponien: Entwicklung eines aussagekräftigen Elutionsverfahrens"

6.1.1.8 Probe von Produktionsrückständen einer ehemaligen Säurefabrik (Zinksalz)

Auf dem Gelände einer ehemaligen Schwefelsäurefabrik lagern Produktionsrückstände in Form von Glauber- und Zinksalzen. Die Probe wurde unter einer Schuttbedeckung von etwa einem Meter entnommen.
Der Hauptanteil der Probe, der aus einem lockeren feinkörnigen Material besteht, konnte mittels EDAX als Kalium-Alumosilikat mit Beimengungen von Eisen und Titan identifiziert werden. Das Material ist stark mit Rückständen aus der Feuerung - nur teilweise verbranntem Koks - durchsetzt, der eine rote Haut von Eisen-Alumosilikaten trägt. Als sulfatischer Bestandteil konnte nur Gips nachgewiesen werden.
Dieses von allen untersuchten Abfallstoffen am schlechtesten mineralogisch charakterisierbare Material setzt auch unter den Bedingungen des pHstat-Versuchs bei pH 4 nur Zink (nicht abgebildet) in hohen Konzentrationen (2 700 mg/kg) frei, andere Schwermetalle werden nur in Massenanteilen von maximal 0,4 mg/kg freigesetzt (vergl. Abb. 64). Alle Schwermetalle liegen offensichtlich in leicht löslicher Form vor und können deshalb bereits im S4-Versuch in geringeren Konzentrationen freigesetzt werden. Im pHstat-Versuch bei pH 4 wird offensichtlich nur die im S4-versuch beobachtete Begrenzung der Lösungskonzentration durch die Hydrolyse bei pH 7,7 vermindert. Deutlich wieder das amphotere Verhalten von Blei, das auch unter alkalischen Bedingungen mobil ist. Selen ist auch bei diesem Abfallstoff, wie bei der MV-Asche und der Silikatschlacke, ausschließlich im alkalischen pH-Milieu mobil.

abb64

Abb. 64: Ergebnisse des S4- und pHstat-Versuch bei pH 4 und pH 11 an Produktionsrückständen einer ehemaligen Säurefabrik Eine breite Schwermetallpalette liegt in Form leichtlöslicher Salze vor, die im S4-Versuch bei pH 7,7 bereits teilweise, bei pH 4 in höheren Konzentrationen freigesetzt werden können. Auffällig ist die hohe Mobilisationsrate von Selen im alkalischen Milieu.

Das Zinksalz hat einen kf-Wert von 6×10-9 m/s, ist also sehr gering durchlässig für Wasser (BENNER, 1989). Die ANC24 beträgt 190 meq/kg, die BNC24 45 meq/kg.
Das Material gibt auch bei Versauerung der Porenwässer Schwermetalle (außer Zink) nur in vergleichsweise geringen Konzentrationen ab, die Pufferung gegenüber saurem Regen liegt fast im Bereich eines karbonatreichen Auenbodens und die Wasserdurchlässigkeit ist sehr gering. Eine Gefährdung des Grundwassers durch belastetes Sickerwasser ist aufgrund der vorliegenden Daten als gering einzustufen und beschränkt sich auf eine Kontamination durch mobilisierbares Zink.


Inhaltsverzeichnis
Anfang von Kapitel 6.1.1 Abfälle und Altlastproben

Weitere Beispiele:

6.1.1.1 Oxidischer Rückstand aus der Pyritröstung (Kiesabbrand)
6.1.1.2 Asche aus kommunaler Hausmüllverbrennung (MV-Asche)
6.1.1.3 Rückstand aus der Emulsionstrennung (Emulsionsschlamm), vermischt mit Galvanikschlämmen
6.1.1.4 Rückstand aus Galvanikbädern (Galvanikschlamm)
6.1.1.5 Gießereialtsand
6.1.1.6 Probe von der Halde einer ehemaligen Zinkhütte (Zinkhüttenschlacke)
6.1.1.7 Probe einer alten Zn/Cu-Silikat-Ablagerung (Cu-Silikatschlacke)